LORE-Preis-Verleihung

3. Verleihung des LORE – Preises, Soroptimist International, Club Uelzen macht Frauen sichtbar, 13.02.2022

 

Im schönen Ratssaal des Rathauses der Hansestadt Uelzen begrüßte Almke Matzker-Steiner, amtierende Präsidentin von Soroptimist International (SI) Club Uelzen die Gäste zur 3. Verleihung des LORE-Preises. Sie und auch Bürgermeister Jürgen Markwardt waren hoch erfreut, eine so wichtige Veranstaltung, zwar mit begrenzter Besucheranzahl und unter Einhaltung von Corona-Maßnahmen, aber in Präsenz durchführen zu können.

„Wir machen Frauen sichtbar“ ist in diesem Quartal die Überschrift von Soroptimist International (SI) Deutschland. „Der vom SI Club Uelzen verliehene LORE-Preis ist eine perfekte Gelegenheit dies zu tun: Frauen durch Anerkennung ihrer Leistungen sichtbar zu machen. Ich glaube die Namensgeberin des Preises, Eleonore Denecke-Unverricht, hätte heute ihre Freude am von ihr im Mai 2000 gegründeten Club Uelzen. Soroptimist International wird hier und heute auf das Beste präsentiert.“, so begannen die Grußworte von SI Deutschland Präsidentin Anne Dörrhöfer, verlesen von Ursel Imhof, die dem Club Uelzen in der Gründungsphase beratend zur Seite stand und bis heute eng verbunden ist.

In einer Laudatio stellte Kirsten Lühmann die diesjährige Preisträgerin Brigitte Schulz mit dem Projekt Emofotologie – ehrenamtliche soziale und künstlerische Selbsthilfefotografie -  näher vor.

„Viele der Ziele von SI teile ich“, so Kirsten Lühmann, insbesondere die Schwerpunkte Bildung, Empowerment und das Netzwerken. Alle diese Themen haben auch mit Brigitte Schulz zu tun.

Als Brigitte Schulz, aufgewachsen auf dem Immenhof in der Nähe von Uelzen, diesen krankheitsbedingt nicht mehr leiten konnte und ihre Aufgabe als Reitlehrerin und -therapeutin aufgeben musste, wollte sie trotzdem weiterhin für Menschen aktiv sein. Da bot sich die Kunst für sie an, so Lühmann. Sie nutzte ihr Netzwerk, Vorschläge und Ideen, um das Projekt Emofotologie ins Leben zu rufen.

Emofotologie setze sich zusammen aus den Worten: Emotion, Motivation, Fotografie und Logik. Es gehe um Selbsthilfefotografie. Brigitte Schulz kümmert sich mit dem Projekt um Menschen ohne Zugehörigkeitsgefühl, welche sich aus dem sozialen Leben zurückgezogen haben. Gründe dafür gibt es sehr viele, so zum Beispiel unsichtbare, chronische, physische oder psychische Erkrankungen, aber auch sichtbare Handycaps, sprachliche, kulturelle, Barrieren, Mobbing, hohes Alter. Die Preisträgerin betont: „die Tür stehe allen offen“. Es gehe darum, mehr Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl zu erlangen, mehr Teilhabe und ein Wir-Gefühl zu entwickeln, selbstorientierter zu werden und auch um ein Zurück ins soziale Leben.

Laut Kirsten Lühmann sei Brigitte Schulz eine einzige Motivation. Sie motiviere Menschen aus Uelzen und der Region, welche sich nicht alleine ausdrücken wollen oder können, mit einem Zusammenwirken verschiedener kreativer und origineller Möglichkeiten von Kommunikation, sich mitzuteilen. Bei ihr erhalte man Unterstützung, man werde dort angenommen wie man sei.

Im barrierefreien kleinen Stadtatelier in der Kleinen Mühlenstraße 7 in Uelzen ist Brigitte Schulz mit ihrer Assistentin Ronja Junk und der Praktikantin Faro Nasri und ihrem Mops „Therapiefrops“ Pfiffigenie fast täglich vor Ort. Die Menschen kommen zu ihnen, weil sie sich dort wohl und aufgehoben fühlen und es klingt so, als sei dort auch immer jede Menge los. Brigitte Schulz berichtet von Kostümen, die genäht oder kreiert werden, von Fotosessions, Bodypainting, Bilderschauen, mehrsprachigen Diskussionen, Erfahrungsberichten, vom Kaffee trinken, klönen und vielen neuen Ideen.

Insbesondere die Selbsthilfefotografie liege ihr am Herzen. Die Menschen hinterließen hier Spiegelbilder und Fingerabdrücke ihrer Seele, es sei eine wichtige Abwechslung im oft so grauen Alltag.

Eines ist klar, die eindrucksvollen, einzigartigen Bilder regen wahrlich zum Austausch an. Jede Person, ob vor, neben oder hinter der Kamera habe einen festen und wichtigen Platz, so Brigitte Schulz. Fräulein Schminke alias Anke Brinckmann und Sibylle Kollmeier von Atempause Kosmetik schminken oder bemalen die Models zum Beispiel nicht einfach nur. Es gehe um so viel mehr, so Brigitte Schulz – ums Wohlfühlen, Abschalten, Stolzsein, Besonderssein, und Uelzen biete für die Fotos Kulissen wie in Hollywood.

Sichtlich gerührt lauschte Brigitte Schulz ihrer Assistentin Ronja und der Praktikantin Faro, welche erzählten, was das Stadtatelier bewirken kann. So berichtete Ronja, dass die Preisträgerin ihr Leben bunter gemacht habe und sie voller Stolz dastehe und sagen könne: „Ich mag mich so wie ich bin. Ich kann alles schaffen. Aufgeben gibt es nicht. Ich lerne Tag für Tag von vielen Menschen dazu“. Voller Respekt wird jeder Name im Team mit dem Wort „Jan“ ergänzt, welches in Afghanistan, woher Faro kommt und wo sie sich für Belange von Frauen einsetzt, soviel wie „Liebling“ heißt. Man merkt deutlich: Hier geht es um das „WIR“.

Der LORE-Preis vom SI Club Uelzen wird alle zwei Jahre für „starke“ Frauen, welche sich wirtschaftlich, sozial und wissenschaftlich in besonderer Weise gesellschaftlich relevanten, innovativen Themen praktisch oder theoretisch widmen, ausgelobt. Die Wahl der Jury des SI Clubs fiel in diesem Jahr auf Brigitte Schulz, da sie Menschen mit gesundheitlichen, sozialen oder wirtschaftlichen Problemen ehrenamtlich ein Forum bietet. Sie leiste mit ihrer wertvollen Arbeit einen eindrucksvollen, kreativen und innovativen Beitrag zur Inklusion in der Region.

Clubpräsidentin Almke Matzker-Steiner sieht in ihr eine Persönlichkeit, eine bemerkenswerte starke Frau, welche sich nicht scheut, wenn der Wind im Leben von vorne kommt, diesem zu trotzen.

Der mit 2.000 € dotierte LORE-Preis soll diese herausragende Leistung auf besondere Weise würdigen.

Brigitte Schulz nahm den Preis, die Urkunde, Blumen und weitere Geschenke gerne an und war sehr bewegt über die entgegengebrachte Wertschätzung.

Unter der Schirmherrschaft des Paritätischen Uelzen und mit einer Starthilfe von Aktion Mensch, der Gerhard-Greyer-Stiftung und vielen weiteren Unterstützenden, konnte das Emofotologie-Projekt so erfolgreich werden. 

Für die musikalische Umrahmung des Festaktes der LORE-Preis Verleihung sorgte die Musikschule für Kreis und Stadt Uelzen.




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